Verkehrswende in Altdorf – ja/nein/vielleicht?

Zu viele Autos am Marktplatz, zu viel Verkehr in der Türkei- und Bahnhofsstraße, fehlende oder unvollständige Fahrradwege – so oder ähnlich wird in Altdorf nicht nur an den Stammtischen seit Jahren geklagt. Die Altdorfer SPD befasst sich seit 2020 in einem eigenen Arbeitskreis mit einer möglichen Verkehrswende. „Verkehrswunschzettel“ wurden mit der LUPE verteilt, Anträge gestellt, Stadtspaziergänge beleuchteten Missstände beim Radverkehr – und nun endlich sind durchgreifende Verbesserungen in Sicht. Ende Juli gab es eine Sondersitzung des Stadtrates zum Thema Verkehrsangelegenheiten. Dort präsentierte der beauftragte Verkehrsplaner zumindest Teile des beauftragten Generalverkehrskonzeptes, nämlich ein Radverkehrskonzept sowie ein Verkehrsentwicklungskonzept mit oder ohne Nordtangente.

Die Aussagen zur Ist-Situation des Autoverkehrs in Altdorf ebenso wie die Prognosen zur Entwicklung waren in ihrer Deutlichkeit erschreckend. Bis 2040 wird der innerstädtische Verkehr um 20 % zunehmen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Und dabei sind heute schon Straßen wie die Nürnberger Straße und die (Äußere) Hersbrucker Straße mit über 7000 bzw. über 9000 Fahrzeugen täglich extrem belastet. Wie dem begegnen? Das Mobilitätskonzept, das die Verkehrsplaner für Altdorf erarbeiten wollen, steht noch aus. Die Politik erhofft sich Hilfestellungen und Maßnahmenvorschläge, doch für eine wirksame Reduzierung des Individualverkehrs – und damit der Umweltbelastung – wird es keine „Kuschelmaßnahmen“ geben.

Was bereits vorliegt und vorgestellt wurde, ist ein Radverkehrskonzept und damit haben die Verkehrsplaner überzeugt. Über 200 Einzelmaßnahmen wurden aufgrund von konkreten Erkenntnissen vor Ort (auf dem Fahrrad!) erarbeitet. Jede einzelne Maßnahme ist dokumentiert mit Foto, Ausschnitt aus dem Stadtplan, Kostenschätzung, Priorisierung (kurzfristig, mittelfristig, langfristig) – wir finden: vorbildlich! Im Grunde könnte die Verwaltung auf dieser Basis sofort tätig werden und das wünschen wir uns auch!

Eine weitere Chance auf Verbesserung wurde leider vertan: die Chance auf eine neue Stadtbuslinie! Die Möglichkeit wäre da gewesen, den Menschen in Altdorf ein erheblich verbessertes öffentliches Mobilitätsangebot zu machen mit einem barrierefreien Bus, der im Stundentakt im Stadtgebiet verkehrt wäre mit optimaler Anbindung an die S-Bahn. Es wäre die perfekte Integration eines ÖPNV-Angebots in das Deutschlandticket gewesen, eine Chance auf mehr Teilhabe für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, doch eine knappe Mehrheit des Stadtrats mochte sich weder mit der Bindung auf 10 Jahre noch mit den damit verbundenen Kosten von jährlich 280.000 Euro anfreunden. Es war viel von besseren und moderneren Möglichkeiten die Rede in dieser Sitzung – man darf gespannt sein, welche davon in Zukunft weiterverfolgt werden, wenn diese nicht „mundgerecht“ vom Landkreis vorbereitet werden.