Verkehrskonzept mit oder ohne Nordumgehung?

Was erst mal gut ist: die Stadt Altdorf hat ein renommiertes Verkehrsplanungsbüro mit einem Generalverkehrskonzept beauftragt. Durch Messungen, Zählungen und Simulationen hat das Büro die Fakten der Altdorfer Verkehrswelt dargestellt und auch Auswirkungen von Änderungen der Verkehrsflüsse untersucht. Die Gretchenfrage in der Altdorfer Verkehrspolitik ist und war: Wie hält man’s mit dem Marktplatz? Schlagendes Faktum: 60 % des Autoverkehrs auf dem Marktplatz ist reiner Durchgangsverkehr. Diesen Verkehr vom Marktplatz wegzubekommen ist ein Ziel, auf das sich alle einigen können, vom Umweltschützer bis zum Einzelhändler. Die Frage ist nur: Wie ist das zu machen, ohne die Belastung der alternativen Achsen, die ohnehin bereits sehr hoch ist, noch weiter zu erhöhen?

Was die Bernard Planungsgruppe unmissverständlich klar gemacht hat: der Verkehr insgesamt wird bis 2040 um 20 % zunehmen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Das heißt, das Problem wird nicht von selber weggehen, sondern im Gegenteil sich verschärfen. Wenn wir die Altstadt von Altdorf attraktiv und lebenswert erhalten wollen und auch den Bewohnern der sogenannten zweiten Lage nicht mehr Verkehr zumuten wollen als bisher, scheint eine Nordumgehung die beste Möglichkeit zu sein. Natürlich muss diese Baumaßnahme, der noch viele Hürden im Wege stehen, so dass sie frühestens 2029 umgesetzt werden kann, durch viele ergänzende Maßnahmen flankiert werden.

Dies hat auch das Planungsbüro deutlich gemacht. Nur eine Kombination von Maßnahmen kann den Verkehr auf dem Marktplatz beruhigen (dazu gehört auch, über eine zielführende Parkraumbewirtschaftung nachzudenken). Die vom Büro empfohlene Variante führt dann eben zu einer Entlastung am Oberen Markt von 25 – 50 % und am Unteren Markt von 45 – 70 % (und nicht etwa nur 10 %, wie mancherorts gerne behauptet wird). Ohne ortsnahe Nordumgehung wird es aber keine Kompensation der daraus folgenden Mehrbelastungen der Achse Hersbrucker Straße – Bahnhofstraße – Türkeistraße – Schießhausstraße geben.

Natürlich bedeutet Straßenbau Flächenverbrauch. Wenn wir aber die Altstadt – und das heißt nicht nur den Marktplatz – baulich aufwerten und verkehrstechnisch entlasten wollen, dann muss man hier das Für und Wider abwägen. Wir müssen uns fragen, ob eine lebenswerte, bewohnbare, in eingegrenztem Maße immer noch befahrbare, klimaresiliente Innenstadt ohne Nordumgehung möglich ist. Nachhaltigkeit bedeutet letzten Endes, ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Interessen in Ausgleich zu bringen. Wir freuen uns daher auf eine sachliche, konstruktive Diskussion im Stadtrat bei der „Suche nach der Stadt Bestes“, die unvoreingenommen alle Perspektiven in den Blick nimmt.