Parkplätze am Marktplatz – immer wieder ein heißes Eisen

Während der Corona-Krise kam die Stadt Altdorf der gebeutelten Altdorfer Gastronomie so weit als möglich entgegen und stellte großzügig Parkplätze als zusätzliche Flächen für die Außenbestuhlung zur Verfügung.

Corona ist vorbei, aber an die vergrößerten Außenflächen mag sich manche Gaststätte gewöhnt haben. So fand sich in der Stadtratssitzung im März aufgrund diverser Anträge und Anfragen ein Vorschlag der Verwaltung, probeweise unter der Woche ab 17 Uhr und am Wochenende samstags ab 11.45 Uhr Parkplätze zu sperren und dort Außenbestuhlung zu erlauben.

Wie zu erwarten, entspann sich eine lebhafte Diskussion. Aus Sicht des Einzelhandels am Marktplatz ist der Wegfall jedes einzelnen Parkplatzes, und sei es auch nur zeitweise, ein Trauerfall mit drohender Umsatzeinbuße. Aus der Sicht der Gastronomie ist eine temporäre Außenbestuhlung organisatorisch nicht leistbar. Aus Sicht der Verfechter eines verkehrsberuhigten oder gar autofreien Marktplatzes ist jeder Parkplatz weniger ein Gewinn.

Im April kam das Thema dann erneut aufs Tapet. Dabei handelte es sich dann um zwei konkrete Anträge von der Altdorfer Gastronomie. Aus organisatorischen Gründen sollten die Parkplätze in den Sommermonaten grundsätzlich und rund um die Uhr gesperrt sein. Mit deutlicher Mehrheit – auch mit Stimmen aus der SPD-Stadtratsfraktion – wurden beide Anträge abgelehnt. Es wurde die Schaffung eines Präzedenzfalls befürchtet, wenn man für nur eine bestimmte Gaststätte am Marktplatz eine Reihe von Parkplätzen dauerhaft sperren würde.

Im Augenblick mag das die richtige Entscheidung sein. Aber es beginnt ein Umdenken: der öffentliche Raum gehört allen und ist nicht dafür da, den privaten oder gewerblichen Stellplatzbedarf zu decken. Im Sinne einer echten Mobilitätswende, die der Klimawandel immer dringlicher von uns fordert, wird es notwendig sein, durch sinnvolle Parkraumbewirtschaftung den Individualverkehr weiter einzuschränken und den öffentlichen Raum für andere Verkehrsformen attraktiver zu machen. Dazu braucht es, wie Ernst Bergmann in der Sitzung sagte, eine mutige Entscheidung für unseren Marktplatz, weg vom Auto, hin zu einem echten „shared space“, einem Raum, den alle gleichberechtigt nutzen können. So weit sind wir aber in Altdorf offensichtlich noch nicht … aber es wird.