Post, Lidl, FAKS & mehr

Der sommerlichen Hitze zum Trotz fanden Ende Juli etliche Interessierte Bürger den Weg zum bereits zweiten Stadtspaziergang der Altdorfer SPD zum Thema Bauen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Jan Plobner vertrat Bernd Distler den leider erkrankten Martin Tabor und führte die Besucher durch den Altdorfer Nordwesten.

Erster Anlaufpunkt war das alte Postgebäude. Eigentümer Klaus Baumgart informierte selbst über die laufende Umbaumaßnahme und seine weiteren Pläne. Nach dem Aus als Poststandort werden neben Wohnungen auch zwei Arztpraxen, eine Apotheke und ein Laden geschaffen. In der angrenzenden Tiefgarage sollen Stellplätze über den Bedarf des Gebäudes hinaus entstehen. Auch eine Ladestation für E-Autos und E-Bikes sind in der Planung. Von der Lage zum direkt benachbarten Ärztehaus verspricht sich der Bauherr sicher berechtigterweise einige Synergieeffekte.

Aus erster Hand informierte auch Architekt Erwin Pröbster über seine aktuelle Planung in der Türkeistraße. Für einen privaten Auftraggeber plant er dort zwei Wohngebäude mit Tiefgarage. Überzeugend belegte er anhand seiner Pläne wie sich in der historischen Innenstadt, städtebauliche Grundsätze beachten lassen, ein hohes Maß an Verdichtung erreicht werden kann und dabei sensible Planung dennoch für hohe Qualität sorgen kann. Während der Stadtrat dem Bauvorhaben bereits zugestimmt hat, liegt die Entscheidung über die Umsetzung nun beim Landratsamt.

Nach großem Zuspruch bei den vorherigen Objekten bewirkte die Diskussion über die Lidl-Parkplatzerweiterung hingegen hauptsächlich Kopfschütteln. Insbesondere der Umstand, dass im Zuge der Erweiterung eine dritte Parkplatzzufahrt über den Mühlweg geschaffen werden soll stieß auf Unverständnis unter den Zuhörern. Das aus sicherheitstechnischen Gründen freizuhaltende Sichtdreieck schaffe ganz nebenbei auch freie Sicht vom Weiher bis zum Lidl-Gebäude. Das käme einer massiven Entwertung des Weihers gleich, so ein Anwohner. Ein anderer bemerkte, der Umgang mit öffentlichen Grünflächen habe zuletzt nicht zu den Stärken der Stadtratsmehrheit gezählt.

Mit einer gehörigen Portion Wehmut betrachteten vor allem einige ältere Besucher das frisch abgeräumte „Abousaidy-Grundstück“ in der Hersbrucker Straße. Immerhin prägte das ehemalige Haus die Straße mit seinem ganz eigenen Stil. Dass nun anstelle eines einzigen Einfamilienhauses auf dem gleichen Grundstück ein Gebäude mit 14 Wohnungen entstehen kann, überzeugte dann aber doch. Einer entsprechenden Bauvoranfrage wurde bereits einstimmig zugestimmt. Zu wünschen bleibt, dass bei einem Gebäude solcher Größe der Gestaltung der angemessene Stellenwert zukommt.

Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich die alte Winterschule. Unterrichtet wird hier aktuell noch von der Fachakademie für Sozialpädagogik der Rummelsberger Anstalten. Nach Fertigstellung der Umbauarbeiten am eigenen Standort, wird das Gebäude jedoch in absehbarer Zeit wieder frei werden. Der eigens für die Schulliegenschaft geänderte Bebauungsplan sieht dann für das Areal eine Umnutzung zum Wohngebiet vor. Sofern nicht bereits begonnen, sollte der Eigentümer (der Landkreis Nürnberger Land) anfangen das Grundstück zu entwickeln um auch hier zeitnah Wohnraum schaffen zu können.

Einmal mehr verdeutlichte dieser Stadtspaziergang das Interesse der Bürger an Fragen des Bauens und der Stadtentwicklung. Vielschichtige Sichtweisen zum Ortsbild, zu sozialen Fragen, zur Ökologie und Zukunftsfähigkeit der Stadt traten dabei zu Tage. Ein guter Grund das Format bald zu wiederholen.